Linda Vinck - Groot werk

Charakteristische Komposition, schöne Lithographie, nummeriert 73/80, rechts unten handsigniert.
Veröffentlicht anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Frans Masereel Center im Jahr 1992

Linda Vinck (* 1942 in Antwerpen, lebt und arbeitet in Mortsel) ist eine Malerin, die das Konzept von Rhythmus und Wiederholung in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellt. Ständig wiederholt sie Zeichen oder Symbole nach rhythmischen Mustern, bis sie sich schließlich zu einem Ganzen zusammenfügen. Auf diese Weise verwendet sie Linien, Formen und Farben und erweckt den Eindruck, dass ihre Leinwände organisch wachsen. Die Organisation des Chaos und die Struktur in der Unordnung sind die Schlüssel in ihrem Werk, sowohl in ihrer Grafik als auch in der Malerei.

Linda Vinck hat in den letzten dreißig Jahren ein stimmiges grafisches Oeuvre aufgebaut. Sie experimentiert mit Größen: von klein bis ganz groß und lotet die technischen Möglichkeiten aus. Sie ist eine Meisterin des Hochdrucks, überrascht aber auch mit atemberaubenden Kaltnadelarbeiten. Nach einem Aufenthalt auf den Kapverdischen Inseln führte sie in der Serienarbeit ein neues aktuelles Konzept der Künste ein: Synästhesie, die Verbindung verschiedener Sinnesbereiche, in diesem Fall die Beziehung zwischen ihrer visuellen Arbeit und Musik.

Linda Vincks Partituren
Linda Vincks Werk wirkt abstrakt, kann aber auch äußerst realistisch angenähert werden. Es soll ein wesentliches Merkmal der Realität darstellen: Bewegung.
Alle Teile, alle Fragmente der Bewegung sind miteinander verbunden. An sich bedeuten sie nichts. Gerade weil sie voneinander abhängig sind, evozieren sie sich auch gegenseitig.
Der Reichtum des Satzes liegt jedoch nicht nur in den unvorstellbaren Satzteilen, sondern vor allem in der glatten Linie, die es zeigt. Eine Bewegung zu zerlegen bedeutet, ihre Individualität zu leugnen. Nicht die Abfolge der zuerst sezierten und damit getrennten Teile macht die Bewegung zur Bewegung, sondern die Verschmelzung dessen, was noch nie Teile gewesen ist….
Der Ductus, wie die grafischen Linien genannt werden, repräsentiert Linda Vincks Gefühlsfaden. Es fungiert als Notensystem und als bildhafte Musiknotation. Entworfen, kombiniert zu einer fließenden Linie, die Vinck direkt in das Linoleum schneidet, erscheint das Ganze schließlich im Papier, wenn es als objektive Form einer intensivierten Erfahrung gedruckt wird. Vincks persönliche Geschichte wurde damit beiseite geschoben. Eine Anekdote in ihrem Werk sucht man vergebens. Das individuelle Gefühl wird buchstäblich in ein rhythmisches Muster gepresst, das von nun an ein Eigenleben führt. Das sich wiederholende Schreiben wurde von der Schriftstellerin selbst weggeschoben.
Damit gelingt Linda Vinck die Verwirklichung eines alten Traums aus dem Illusionsarsenal der Menschheit. Sie hat aufgezeichnet, was sich bewegt. Vincks Partituren können von jedem auf seine Weise gesungen werden. Niemand braucht ein intellektuelles Handbuch, um an der visuellen Kraft ihrer Grafik teilzuhaben. Man muss nur innerlich tanzen oder singen. Damit alles in Bewegung bleibt.